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Bis das Glöckchen klingelt

60 MINUTEN Schüler absolvieren Speedinterviews

Rotenburg – Von Ann-Christin Beims. Erstaunlich ruhig ist es beim Betreten der Rotenburger Jugendherberge. Erstaunlich deshalb, weil der Geräuschpegel für gewöhnlich höher ist, wenn etwa 80 Jugendliche in einem Raum zusammenkommen. So wie an diesem Tag, an dem das Jugendberufszentrum des Landkreises, die Region des Lernens sowie die Berufsbildenden Schulen (BBS) zum Speedinterview einladen. Die Schüler haben die Möglichkeit, sich bei verschiedenen Unternehmen der Region vorzustellen und einen Praktikums- oder sogar Ausbildungsplatz zu ergattern.

Die Jugendlichen verteilen sich an lange, graue Tische, sitzen auf grauen Stühlen, an der Wand lockern bunte Bilder das Ambiente auf. Schnell füllt sich der Raum, einige müssen bereits stehen. Während sich die einen leise unterhalten, starren andere konzentriert, nachdenklich, manchmal nervös vor sich hin. Alle warten darauf, dass es los geht. Lange müssen sie das nicht. Die Organisatoren begrüßen alle, erklären kurz den Ablauf. Auch ein bisschen Motivation darf nicht fehlen: „Ihr seid gut vorbereitet“, sagt Katharina Engelhardt, stellvertretende Schulleiterin. Aber es wird auch gemahnt: „Zeigt euch von eurer besten Seite, wir haben den Weg bereitet, nun liegt es an euch.“ Im Vorfeld gab es eine zweitägige Vorbereitung, bei der die Schüler zum einen vor der Frage standen „Welcher Job passt zu mir?“, zum anderen gelernt haben, wie sie sich am besten präsentieren.

Währenddessen bereiten sich den Flur runter die Arbeitgeber in ihrem Raum auf die jeweils zehnminütigen Gespräche vor. Alleine oder zu zweit warten sie an kleinen Tischen auf die Schüler. Dazwischen stehen mal mehr, mal weniger bunte Aufsteller, von jedem der 15 teilnehmenden Unternehmen einer. Konzentriert schauen die Mitarbeiter auf die Unterlagen vor sich, die Aussicht nach draußen beachtet keiner. Auch dort ist es ruhig, lediglich zum Fototermin kommt noch etwas Lautstärke und Bewegung rein.

Die erste Station für die Schüler ist jedoch zunächst die Nummernvergabe – alles muss seine Ordnung haben. Danach geht es zu Listen, in die sich die Schüler anhand der Nummern für Uhrzeiten eintragen können. Mehrere Runden sind geplant, denn die Jugendlichen können sich – wenn gewünscht – bei mehreren Arbeitgebern vorstellen. Die meisten nutzen diese Möglichkeit auch. Jeder von ihnen hat dazu ein Kurzprofil in der Hand.

Langsam wird es auf den Fluren lauter. Die Schüler kennen alle ihre Uhrzeiten. Ein wenig Anspannung fällt ab, die meisten fangen an, sich entspannt zu unterhalten. Die ersten gehen jetzt in den Vorraum, wo sie sich entsprechend der Schilder mit den Arbeitgebern auf Stühlen verteilen. „Sind alle da?“, fragt Silke Dodenhoff vom Ausbildungsservice des Jugendberufszentrums. Sind sie, es kann losgehen.

Die Gruppe geht in den Raum, verteilt sich an die Tische. Freundliches Hallo von allen Seiten, Händeschütteln. Ein Schüler geht zielstrebig zu Mercedes Sternpartner, ich darf Mäuschen spielen. Er interessiert sich für den Beruf des Automobilkaufmannes, hat bereits erste Praktika absolviert. Aber auch andere Berufszweige interessieren ihn, wie im Gespräch mit Ausbilderin Doris Tiedemann schnell klar wird. Sie weiß genau, was sie fragen muss, hakt nach, bevor das Gespräch ins Stocken geraten kann – und erklärt auch, dass es manchmal falsche Vorstellungen gebe. In diesem Fall weiß der Schüler aber Bescheid. Ob es einen Praktikumsplatz gibt, erfährt er aber erst später in der Schule. Dazu füllen die Personaler Feedback-Bögen aus, direkt im Anschluss an jedes Gespräch. Dann klingelt das rot-schwarze Glöckchen, die erste Runde ist vorbei.

Draußen ist unterdessen Runde zwei vollständig eingetroffen. Eine Schülerin ist nervös, Jana Lemke vom Jugendberufszentrum steht bereit. Wo es nötig ist, motiviert sie, baut auf, hört zu. Bis das Glöckchen wieder klingelt – für die nächste Runde.

Quelle: https://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/rotenburg-ort120515/gloeckchen-klingelt-13502942.html